Zeitzeugengespräch

„Hass hat nie etwas gebaut“

diese Worte stammen von Maria Slubinska (geboren 1934). Sie ist eine Überlebende des nationalsozialistischen Regimes. Im Dialog mit unseren Jugendlichen der Klassen 9 und 10 sprach sie am 9. September 2016 über ihre Kindheit in Warschau, in Konzentrationslagern und über ihre Rückkehr. Das gemeinsame Gespräch war sehr emotional und lehrreich. Und bisweilen fiel es schwer, die richtigen Worte für das Gehörte oder das Erlebte zu finden.

Maria Slubinska, ihre Dolmetscherin Ursula Fox und die ehrenamtliche Begleiterin Monika Müller haben den weiten Weg zu uns nach Naunhof auf sich genommen. Ihre Intention: „Die Erinnerungen der Überlebenden sind kostbar.“

Wir sind sehr dankbar, dass uns das Maxim-Kolbe-Werk in diesem Jahr bei der Organisation der Zeitzeugengespräche berücksichtigt hat. Das Maximilian-Kolbe-Werk ist ein Hilfswerk für Überlebende nationalsozialistischer Konzentrationslager und Ghettos. Seit 1973 trägt es mit seiner Arbeit zur Verständigung und Versöhnung zwischen Deutschland und Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas bei.

Maria Slubinska war 10 Jahre alt, als ihre Mutter und sie am 1. August 1944 infolge des Warschauer Aufstands aus ihrem Haus getrieben wurden. (Ihr Vater verstarb bereits im Winter 1941 mit 33 Jahren an einer Lungenentzündung.) Sie und ihre Mutter wurden mit dem Zug ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht. Dort gab es keinen Bahnhof, sondern nur viele Gleise auf einem großen Platz, der von Scheinwerfern erhellt war. Söhne wurden von ihren Müttern getrennt und in die Männerlager gebracht. Töchter wurden auch getrennt, jedoch schliefen sie in Kinderbaracken neben den Frauen. Jeder Häftling bekam eine persönliche Häftlingsnummer, die auswendig gelernt werden musste. Maria Slubinska weiß ihre Nummer noch heute, es ist die 83 942. Die Mädchen durften nur einmal täglich an die frische Luft, ansonsten still und zu fünft eng aneinander sitzend auf dem Bett den Tag verbringen.

Frau Slubinska erzählte von vielen traurigen und sehr tragischen Szenen im Konzentrationslager. Von der Vergasung von über 3.000 Menschen an einem Tag. Vom Sterben durch Erschöpfung der Häftlinge während der Zwangsarbeit. Und das Verbrennen der Leichen unter freiem Himmel, da das Krematorium nicht mehr ausreichte.

Im Januar 1945 wurde eine Gruppe Mütter und Kinder mit einem Personenzug nach Berlin gebracht. Entweder, um in der Trümmerbeseitigung zu helfen, um in der Landwirtschaft zu arbeiten oder um nach Österreich in eine Nebenstelle des Konzentrationslager Mauthausen deportiert zu werden. Frau Slubinska und ihre Mutter kamen nach Österreich. Ihre Mutter sortierte in Lagerhallen Militärkleidung und bekam Lebensmittelkarten und eine gewisse Entlohnung für ihre Arbeit.

Nach ihrer Befreiung durch amerikanische Truppen am 6. Mai 1945 kehrten sie nach einigen Unterbrechungen zurück zu ihrer Tante in der Nähe von Warschau. In diesem Ort (Jelenia Góra) lebt sie heute noch, hat geheiratet und zwei Kinder bekommen.

Auf die Frage, was Maria Slubinska der heutigen Generation mitgeben möchte, sagte sie: „Der Jugend gehört die Welt. Es liegt an euch, dass solche grausamen Dinge nie wieder geschehen.“ Die Erinnerung wachzuhalten, verstehen die Zeitzeugen als ihre Verpflichtung gegenüber denjenigen, die nicht überlebt haben. Ihr Appell an die Jugendlichen lautet: "Hass hat nie etwas gebaut".

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